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Berlin bleibt sicher?

Übergang - 11.10.2016

"'Schmale Bearbeitung' - so nennt die Polizei
neuerdings das, was sie macht, wenn der schmale Geldbeutel
abhandenkommt: nämlich nichts. Angeordnet hat das Polizeipräsident
Klaus Kandt - er hält Ermittlungen bei Taschendiebstahl für sinnlose
Zeitverschwendung. Für die Beklauten ist eine solche sinnlose
Zeitverschwendung also ab sofort die Anzeige eines Taschendiebstahls.
Wunderbar! Da geht die Zahl der Taten ja sicher bald runter - Berlin
bleibt sicher."

So fasst der "Tagesspiegel Checkpoint" vom 10. Oktober 2016 die
neuen Wege der Kriminalitätsbearbeitung in Berlin zusammen. Sicher,
auch der Polizeipräsident kann nur den Mangel verwalten. Aber gerade
die Folgen solcher Entscheidungen sollten wohl bedacht bleiben:

Spart sich der Bürger die Anzeige, sinkt das Fallzahlenaufkommen,
steigt die Aufklärungsquote. Denn Bekanntsachen werden ja weiter
bearbeitet und vermutlich auch weiter konsequent angezeigt. Dann darf
man mit Fug und Recht behaupten: die schmale Bearbeitung ist ein
Erfolg! Oder?

Schon lange warnt der Bund Deutscher Kriminalbeamter vor einem
schleichenden Übergang von Kriminalitätsbekämpfung hin zur
Kriminalitätsverwaltung. Bei Betrugsfällen wird dieser Weg schon
länger beschritten. Mit der Ausweitung der 'schmalen Bearbeitung' auf
zahlreiche Kriminalitätsfelder in der Fläche wird das Handtuch
geworfen und die Kriminalitätsverwaltung wird zu einem Institut.

Gegen Taschendiebstahl kann man sich im Prinzip nicht versichern.
Anders bei Raubtaten, Wohnungseinbrüchen oder Fahrraddiebstahl. Hier
ist Versicherungsschutz durchaus möglich. Eine Erstattung von Schäden
erfolgt jedoch nur, wenn der Sachverhalt auch bei der Polizei
angezeigt wurde. Wie würde das Anzeigeverhalten aussehen, wenn diese
Delikte nicht versicherungsrelevant wären?

"Es macht keinen Sinn zu ermitteln, wenn es nichts zu ermitteln
gibt. Die Frage aber ist, wer diese Entscheidung trifft und ob dazu
ausreichend fachlich qualifiziertes Personal eingesetzt wird. Zu
befürchten ist auch, dass so dem Druck zum "Wegsehen" wegen
Prioritätensetzung der Weg bereitet wird." Sagt der Landesvorsitzende
Michael Böhl.

Übrigens ist Herr Kandt auch nicht der Auffassung, dass es
ausgebildete Kriminalisten zur Ermittlung von Fahrraddiebstählen
bedarf. Welche Entwicklung das nimmt lässt sich an den Zahlen
ablesen.




Rückfragen bitte an:

Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK)
Landesverband Berlin
E-Mail: lv.berlin@bdk.de
http://www.bdk.de/

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